10 Sagen und Legenden aus der SEO-Welt

Sagen, Mythen und Legenden in der Suchmaschinenoptimierung

Eine unerlässliche Eigenschaft eines jeden SEOs ist die regelmäßige Suche nach Informationen. Jeder, der sich mit Suchmaschinenoptimierung beschäftigt, sollte möglichst viel lesen und lernen. Und ebenso wird jeder früher oder später einmal auf Tipps, Aussagen oder Ratschläge stoßen, die im ersten Augenblick Sinn ergeben und sich wahrscheinlich auch noch gut anhören.

Dennoch gibt es so manche gute Empfehlung, die mehr als nur fragwürdig ist, wenn man sich einmal kurz die Zeit nimmt und darüber nachdenkt. Auch die Tipps von so manchem SEO-Profi sind oftmals mit Vorsicht zu genießen. Denn das Problem ist nicht nur, dass es sehr verschiedene Philosophien über die “richtige” Art der Suchmaschinenoptimierung gibt.

Manchmal kann der geneigte Beobachter darüber hinaus den Eindruck gewinnen, dass ein Aufeinandertreffen von 3 SEOs zu zehn verschiedenen Meinungen führt. Dies ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass Suchmaschinenoptimierung keine exakte Wissenschaft ist. Dies muss nicht unbedingt ein Nachteil sein. Schließlich führt eine angeregte Diskussion meistens zu neuen Einsichten und Erkenntnissen.

Meinungen und Ansichten werden jedoch spätestens dann zu einem ernsthaften Problem, wenn sie als Richtlinien fest zementiert werden. Ein Beispiel dafür sind Richtlinien für Inhouse-SEOs. Entscheider, deren Wissensstand bezüglich SEO gegen Null geht, bestimmen die Richtlinien, nach denen die Firmenwebsite optimiert werden soll.

Marketing-Chefs ersinnen Regeln, die vielleicht aus Sicht des Marketings furchtbar viel Sinn ergeben, aus Sicht einer guten Suchmaschinenoptimierung jedoch jenseits aller Vernunft liegen. Und auch viele Suchmaschinenoptimierer hängen weiterhin gewissen Paradigmen an, die sich längst überholt haben oder – noch viel schlimmer – niemals wirklich Substanz hatten. Welche das sind, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Du kennst noch weitere SEO-Mythen? Dann hinterlasse doch einfach einen Kommentar.

Mythos #1: Eine hohe Absprungrate ist schlecht

Nicht selten kommt es vor, dass ein vollkommen aufgeregter Kunde anruft und sich darüber beschwert, dass seine Website eine Absprungrate von 40, 50 oder noch mehr Prozenten aufweist. Und es dauert dann immer eine ganze Zeit, bis es – meistens mehr schlecht als recht – gelingt, diesem aufgeregten Menschen zu erklären, dass er a) den Durchschnittswert betrachtet hat und b) eine vollkommen falsche Vorstellung von diesem Wert hat. Denn die drei fatalen Fehler, die sich beim Betrachten der Absprungrate automatisch einstellen sind:

  1. Sie wird allein für sich betrachtet
  2. Es wird immer der Durchschnitt betrachtet
  3. Sie wird immer mit etwas Negativem assoziiert

Bevor wir uns diese drei Fehleinschätzungen genauer anschauen, klären wir erst einmal, was die Absprungrate überhaupt ist. Per Definition ist ein Absprung das Verlassen eines soeben aufgerufenen Dokuments ohne weitere Interaktion. Erreicht also ein Besucher über ein Suchergebnis eine Website und verlässt diese sofort wieder, ohne eine zweite Unterseite aufgerufen zu haben, sprechen wir von einem Absprung.

Die Absprungrate immer mit anderen Metriken in Kontext setzen
Die Absprungrate sollte immer mit anderen Metriken in einen sinnvollen Kontext gesetzt werden

Allerdings muss auch hier fein unterschieden werden. Ist denn tatsächlich nur der Aufruf einer zweiten Unterseite eine Interaktion? Oder kann auch das komplette Lesen eines Artikels – inklusive dem notwendigen Scrollen – als Interaktion bezeichnet werden? Diese Betrachtung ist wichtig, denn mit Hilfe dieser Überlegung kann die Absprungrate zutreffend bewertet werden. Schauen wir uns also die drei oben genannten Fehler bei ihrer Betrachtung genauer an.

Die Absprungrate wird für sich allein betrachtet. Wie jede andere Metrik steht auch die Absprungrate niemals für sich allein. Nur wenn sie mit anderen Werten in einen sinnvollen Kontext gesetzt wird, lassen sich qualifizierte Aussagen treffen. Eine wichtige Metrik ist beispielsweise die Verweildauer. Wenn diese sehr gering und die Absprungrate sehr hoch ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit für ein Problem mit der Seite ausreichend hoch. Ist jedoch die Verweildauer vergleichsweise hoch, kann dies darauf hindeuten, dass das jeweilige Dokument genau den Zweck erfüllt, für den es erstellt wurde.

Ein Blog ist hierfür ein wunderbares Beispiel. Dieser Artikel, den Du gerade liest, könnte eine hohe Verweildauer haben (weil er sehr lang ist) und eine hohe Absprungrate (weil Du nach dem Lesen des Artikels Deine Informationen bekommen hast, wegen denen Du diese Seite aufgerufen hast).
Es kommt also ebenfalls auf den Charakter des Dokuments an. Eine reine Informationsseite kann eine hohe Absprungrate aufweisen und trotzdem wunderbar funktionieren. Eine niedrige Verweildauer und eine hohe Absprungrate bei einem Online-Shop deuten dagegen auf ernsthafte Probleme hin.

Tipp: um wirklich gehaltvolle Aussagen über die Absprungrate bzw. Interaktion mit einer Website treffen zu können, sind zusätzliche Tracking-Funktionen wie etwa ein Scrolltracking sinnvoll. Vielleicht interagieren die Nutzer mit der Seite, indem sie den kompletten Inhalt durch Scrollen erfassen und anschließend die Seite gut informiert verlassen.

Es wird immer der Durchschnitt betrachtet. Ein weiterer schwerer Fehler ist die Betrachtung der durchschnittlichen Absprungrate. Vor allem Tools wie Google Analytics zeigen auf dem Dashboard einen Durchschnittswert der Absprungrate über alle Unterseiten an. Das führt in der Regel zu falschen Eindrücken. Denn grundsätzlich kann jedes einzelne Dokument einer Website der Einstiegspunkt für einen Nutzer sein. Darum hat auch jedes Dokument eine eigene Absprungrate.

Hinzu kommt, dass es auch noch einen Unterschied zwischen den verschiedenen Kanälen gibt, über die Besucher auf die Website kommen können. So ist die Absprungrate für organische Zugriffe auf eine Website etwas vollkommen anderes als der entsprechende Wert für Aufrufe über die bezahlte Suche. Eine E-Mail-Kampagne führt ebenfalls zu vollkommen anderen Werten, denn hier werden – meistens im Zuge eines Newsletters – Besucher auf die Website geführt, die ein potentiell höheres Interesse am Inhalt haben. Und naturgemäß wird aus einem Newsletter stets auf eine bestimmte URL verwiesen, also auf ein bestimmtes Dokument.

Tipp: Beim Betrachten der Absprungrate ist es unumgänglich, nicht nur weitere aussagekräftige Metriken in die Analyse einzubeziehen, sondern diese Werte für jedes Dokument einzeln auszuwerten. Da die meisten Websites mehrere hundert oder gar tausend Dokumente aufweisen, sind hier natürlich vor allem die wichtigsten Seiten zu betrachten.

Sie wird immer mit etwas Negativem assoziiert. Die Absprungrate gilt allgemein negativ behaftet. Eine hohe Absprungrate ist grundsätzlich etwas Schlechtes. Doch tatsächlich muss dies, wie bereits erwähnt, keineswegs der Fall sein. Wenn Du eine Seite erstellst, die genau die Informationen anbietet, die ein Nutzer sucht, kann eine hohe Absprungrate auch ein Zeichen von Qualität sein. Anders ausgedrückt: wird die Intention des Suchenden erfüllt, gibt es keinen Grund, über eine hohe Absprungrate besorgt zu sein. Selbstverständlich sind immer weitere Messwerte in die Betrachtung einzubeziehen.

Eine hohe Absprungrate kann etwas Schlechtes sein, wenn es beispielsweise um bezahlte Suchanzeigen geht. Wird eine AdWords-Kampagne geschaltet und die Absprünge der passenden Zielseite liegen bei 70%, 80% oder noch höher, sollte dringend geprüft werden, wo das Problem liegt. Zwar ist die Absprungrate in sehr vielen Fällen von bezahlten Ergebnissen höher als bei organischen Treffern. Doch vor allem bei Seiten, von denen sich der Betreiber Conversions erwartet, sollten die entsprechenden Werte genau im Auge behalten werden.

Mythos #2: Gute SEO heißt gute Rankings

Platzierungen sind keine verlässlichen Werte

Wenn es eine Metrik gibt, die sich in den Herzen der Kunden ein warmes Plätzchen gesichert hat, dann sind es Platzierungen. Jeder, der sich mit Suchmaschinenoptimierung befasst, kommt unweigerlich mit diesen auch Rankings genannten Werten in Berührung.

Leider reduzieren nicht nur viele Kunden das Wesen der Suchmaschinenoptimierung auf die Rankings, auch viele SEOs reden in erster Linie von Platzierungen, wenn sie Neuigkeiten an ihre Kunden weitergeben. Vor allem letzterer Fall scheint oftmals eine Art Kapitulation vor den Ansprüchen des Kunden zu sein, wenn dieser sich falsche Vorstellungen von der teuer bezahlten SEO-Kampagne macht.

Kann man Platzierungen richtig einschätzen, ist das auch nicht weiter problematisch. Kompliziert wird es erst, wenn diese Zahlen als absolute Werte betrachtet und als Maßstab für den Erfolg einer SEO-Kampagne herangezogen werden. Denn denke immer daran: eine Aussage wie „Sie sind mit [beliebiges Keyword] auf Platz XY“ ist nicht weniger als eine bewusste Falschinformation.

Kennst Du „Geek Powered Studios“? Wahrscheinlich nicht. Es handelt sich um eine Online-Marketing-Agentur aus Austin (Texas, USA). Das allein wäre noch nichts Besonderes, wenn diese Agentur nicht öffentlich bekannt gemacht hätte, dass sie keine Rankings mehr an ihre Kunden reported. Stattdessen werden Werte wie Leads, Analytics Daten und der Return-On-Investment mit den Klienten besprochen.

Und das hat auch seinen Grund. Denn Rankings – oder anders ausgedrückt: Platzierungen – rangieren in ihrer Zuverlässigkeit so weit unten, dass kein SEO diese Zahlen als Messwerte für den Erfolg seiner Bemühungen guten Gewissens berichten kann. Aber warum ist das so?

Moderne Suchmaschinen – und allen voran Google – präsentieren dem Suchenden nicht einfach nur Resultate passend zu einer Suchanfrage. Vielmehr nimmt die Darstellung personalisierter Suchergebnisse zu. So wird neben der reinen Suchanfrage auch das Endgerät des Suchenden in die Findung der Suchergebnisse einbezogen. Auch der geografische Standort wird ermittelt, die Suchhistorie ausgewertet und möglicherweise noch einige weitere personenbezogene Werte.

Letzteres ist vor allem dann der Fall, wenn der Suchende in seinem Google-Konto angemeldet ist. Allein durch diesen Umstand sind die Werte, die von einem Rank-Tracker festgestellt werden, nur bedingt aussagekräftig. Diese Programme haben keine Suchhistorie. Sie haben im schlechtesten Falle auch nur einen Standort (nämlich den des Servers, auf dem sie laufen) und können auch nur bedingt unterschiedliche Endgeräte simulieren.

Gute Platzierungen bedeuten jedoch aus einem anderen Grund noch lange nicht den Erfolg einer SEO-Kampagne. Diese Platzierungen werden in der Regel für ein festes Keywordset festgestellt. Eine Website, die potentiell zu hunderten oder gar tausenden von Begriffen gefunden werden kann, wird also im Extremfall auf zehn, zwanzig oder dreißig Begriffe reduziert. Das ist weder eine repräsentative Statistik noch spiegelt es die Realität wieder.

Besonders wertlos werden Platzierungen, wenn sie für Begriffe gemessen werden, nach denen niemand sucht. Ein bestimmtes Keyword ist nicht nur deswegen gut, weil der Kunde dafür gefunden werden möchte. Dem Suchenden ist es in der Regel vollkommen gleichgültig, welches die Wunschkeywords eines Websitebetreibers sind. Und nur weil eines dieser Wunschkeywords auf einer hohen Position rangiert, bedeutet das noch lange keine gute Performance der Website.

Und hier treffen wir auf ein weiteres Problem, mit dem SEOs tagtäglich zu kämpfen haben: die Konditionierung der Kunden. Die sind – sei es aus Gewohnheit oder Unwissenheit – darauf getrimmt, den Erfolg ihrer Investitionen in Positionen zu messen. Diese Denkweise ist so tief in den Köpfen verwurzelt, dass man sie auch nur schwer dort heraus bekommt.

Die Aufgabe eines SEOs ist also nicht das Reporting von Platzierungen, sondern die Aufklärung darüber, warum diese Werte weitaus weniger Bedeutung haben, als dies gemeinhin angenommen wird. Ein Stück weit geht es also um eine „Erziehung“ des Kunden. Und dies ist mit großer Sicherheit eine der schwersten Aufgaben.

Tipp: das Feststellen von Rankings ist nicht grundsätzlich schlecht. Dennoch sollte jeder die Aussagekraft hinter diesen Werten einschätzen können und verstehen, dass Platzierungen allenfalls eine Tendenz anzeigen. Ein zuverlässiger Wert sind sie nicht. Genau dies muss auch Kunden und Websitebetreibern vermittelt werden. Tut dies so anschaulich und verständlich wie möglich. Damit tut ihr euch selbst einen Gefallen.

Mythos #3: SEO ist ein Verstoß gegen die Google Guidelines

Es soll Menschen geben, die der Ansicht sind, dass Suchmaschinenoptimierung an sich bereits ein Verstoß gegen die Richtlinien ist, die Google in seinen Webmaster Guidelines festgehalten hat. Es gibt sicher kaum einen größeren Unsinn als diese Behauptung. Denn gute Suchmaschinenoptimierung und die Webmaster Richtlinien von Google kommen sich generell nicht ins Gehege. Oder präziser ausgedrückt: saubere Suchmaschinenoptimierung.

Die Webmaster-Richtlinien der großen Suchmaschinen sind ein guter Anhaltspunkt für saubere SEO

Um zu klären, warum dies so ist, müssen wir erst einmal etwas tun, was – meiner Ansicht nach – nur die wenigsten SEOs wirklich tun. Wir werfen einen Blick in die Dokumente, die allgemein als „Google Guidelines“ bekannt sind. Hand aufs Herz: wer von von euch hat das wirklich jemals getan?

Die Richtlinien für Webmaster teilen sich im Prinzip in zwei Hauptbereiche. Der erste Bereich beschreibt grob gesagt, was man als Webmaster (oder SEO) tun sollte. Der zweite Bereich erfasst im Grunde, was man lassen sollte. Google nennt dies „Inhaltsrichtlinen“ und „Qualitätsrichtlinien“. Wer sich diese Richtlinien einmal genauer durchliest, wird schnell feststellen, dass es sich hierbei um eine relativ gute Beschreibung der sogenannten „White Hat SEO“ handelt, also allen Maßnahmen, mit denen eine Website zu optimieren ist, ohne Nutzer und Suchmaschinen zu täuschen. Google fasst dies in seinen vier Grundprinzipien zusammen:

  • Websites sind in erster Linie für menschliche Benutzer zu erstellen und nicht für Suchmaschinen
  • Ein Täuschen der Nutzer ist zu unterlassen
  • Alle Manipulationen, die nur auf eine Verbesserung der Platzierungen abzielen, sind grundsätzlich untersagt. Zentrale Frage: Würdest Du genau diese Maßnahmen auch durchführen, wenn es keine Suchmaschinen gäbe?
  • Eine Website sollte so gestaltet sein, dass sie sich von anderen Websites im selben Segment abhebt und einzigartig macht.

Diese vier Grundprinzipien beschreiben genau die Arbeit, mit der ein SEO sich tagtäglich beschäftigen sollte. Dennoch gibt es immer noch genug Suchmaschinenoptimierer da draußen, die selbst mit dem Einhalten dieser vier grundlegenden Regeln ihre Schwierigkeiten haben. Und es ist selbstverständlich, dass eine Missachtung solcher Regeln in einer Art SEO zu machen mündet, die gegen die Richtlinien verstößt, seien diese nun von Google formuliert oder nicht. Oftmals ist in diesem Zusammenhang auch von sogenannter „Black-Hat-SEO“ die Rede.

Es kommt also am Ende darauf an, welche Philosophie man als SEO vertritt. Werden diese Regeln bewusst ignoriert und dies möglicherweise auch noch als eigene Arbeitsweise verinnerlicht, dann ist die eigene Art der Optimierung natürlich ein Verstoß gegen die Webmaster Guidelines. Nicht die Suchmaschinenoptimierung verstößt im Zweifel gegen diese Richtlinien, sondern die eigene Einstellung dazu.

Tipp: lest euch die Guidelines der großen Suchmaschinen Google und Bing durch und befolgt sie. Erstellt Websites, mit denen Nutzer arbeiten können und die nicht in erster Linie darauf getrimmt sind gute Rankings zu erzielen. Suchmaschinen werden nicht zu euren Kunden, menschliche Nutzer, die eine gut bedienbare, informative und verständliche Website vorfinden, dagegen schon.

Mythos #4: Jedes Keyword braucht seine eigene Unterseite

Leider ist immer noch eine der häufigsten Überlegungen unter den „Optis“, auf welches Keyword denn eine Unterseite XY optimiert werden soll. Dies mündet in der Regel in Texten, in denen brav das jeweilige Keyword ganz vorne im Seitentitel erscheint, in der Description, der H1 und weiß der Himmel wo sonst noch. Die Hoffnung, dass die Suchmaschinen diese Art der „Optimierung“ schlucken und die Seite für genau dieses eine Keyword in heilige Höhen tragen, erfüllt sich jedoch nur selten. Der Grund dafür ist die Evolution der Suchmaschinen. Statt einer einfachen Volltextsuche, die – basierend auf den eingegebenen Begriffen – passende Ergebnisse ausspuckt, sind Suchmaschinen heute in der Lage, den Sinn und die Absicht einer Suchanfrage zu erfassen und Synonyme bzw. Bedeutungen zu erkennen.

Die Methode der Optimierung auf ein Keyword gilt heute allgemein als mehr oder minder veraltet und zeugt von einer Art SEO zu machen, die alles andere als zeitgemäß ist. Mehr kann sich als SEO und Websitebetreiber durch diese Art der Contenterstellung sogar schnell in Schwierigkeiten bringen. John Müller, Webmaster Trends Analyst bei Google, sagte in einem Webmaster Hangout am 12.12.2017:

„Well, a doorway page would be if you have a large collection of pages where you’re just like tweaking the keywords on those pages for that.
[…] Whereas if you’re just taking a list of keywords and saying I need to make pages for each of these keywords and each of the permutations that might be for like two or three of those keywords then that’s just creating pages for the sake of keywords which is essentially what we look at as a doorway.“

Frei übersetzt: bei Unterseiten, die lediglich dazu erstellt werden, um mit bestimmten Keywords (und deren Varianten) möglichst weit oben in den Suchergebnissen zu erscheinen, handelt es sich um sogenannte Doorway-Pages. Dies sind Seiten ohne wirklich nutzbringende Inhalte. Und nicht selten führt die keywordzentrierte Contenterstellung zum selben Ergebnis: Texte, die keine Informationen enthalten, die dem Besucher keinen Mehrwert liefern und die – bitte noch nach der WDF*IDF Methode – lediglich mit Keywords voll gestopft sind, um die Suchmaschinen zu beeindrucken.

Man kann sich auch ohne fundiertes SEO-Wissen sehr leicht vorstellen, dass diese qualitativ minderwertigen Seiten von Suchmaschinen nur sehr ungern gesehen werden, eben weil sie für den Besucher keinen wirklichen Nutzen haben.

Als kleinen Exkurs empfehle ich einmal das Nachdenken über den Begriff „SEO-Text„.

Heute entscheiden nicht mehr allein die Suchmaschinen über den Erfolg einer Website. Es sind die Nutzer, die diese Entscheidung treffen. Ist die Website nützlich und bietet genau die Informationen, die auch gesucht werden, empfehlen Besucher dieser Seite diese auch eher weiter. Darum steht bei der Texterstellung nicht mehr das Keyword im Mittelpunkt, sondern der Nutzer und dessen Intention.

Tipp: macht mit diesem Unsinn der Keywordoptimierung endlich Schluss. Erstellt Texte, die dem Nutzer Informationen liefern. Gebt dem Nutzer diese Informationen dann, wenn er sie benötigt. Achtet darauf, dass eine Unterseite für ein bestimmtes Thema erstellt wird und dieses in Gänze behandelt. Beantwortet die Fragen eurer Besucher und überlegt euch im Vorfeld, welches Fragen zu diesem Thema gestellt werden. Bevor ihr einen Text verfasst, sprecht mit Außenstehenden und holt euch Ideen, was diese Menschen für Fragen stellen würden. Ihr werdet dadurch einen vollkommen neuen Blick auf das Thema bekommen.

Mythos #5: Google mag keine SEOs

Auch ein sehr schöner Mythos ist die Behauptung, dass Google mit Suchmaschinenoptimierern auf Kriegsfuß steht. Schließlich versuchen diese SEOs ja durch Anwendung aller möglichen Mittel die Suchmaschinen zu täuschen und auszutricksen. Und auch das ist selbstverständlich Unsinn.

Auch Google empfiehlt Unternehmen die Unterstützung professioneller SEOs

SEOs tricksen keine Suchmaschinen aus. Zumindest tun sie dies nicht, wenn sie sich strikt an die White-Hat-Philosophie halten und keine unlauteren Mittel anwenden. Gute Suchmaschinenoptimierung konzentriert sich auch nicht in erster Linie auf die Suchmaschine, sondern auf die Website und ihre Nutzer. SEOs verbessern keine Rankings, sondern sorgen dafür, dass eine Website benutzbar wird und den Zweck erfüllt, für den Sie gemacht wurde.

Tatsächlich hat Google sogar Websitebetreibern empfohlen, die Hilfe professioneller SEOs zu suchen. Dazu gibt es sogar eine Liste mit Hinweisen des Suchmaschinenbetreibers, wie Unternehmer die richtige Agentur finden können. Die Behauptung, Google würde SEO nicht gerne sehen, ist also nichts weiter als ein Mythos.

Mythos #6: SEO ist Optimierung für Suchmaschinen

Erzählt man einem Außenstehenden als SEO, was man beruflich macht, dann hört man immer wieder Aussagen wie “Ach ja, das ist, damit Websites ganz oben stehen”. Das ist nicht nur nervig, sondern auch falsch. Allerdings soll es auch eine ganze Menge SEOs geben, die sich dem Mythos hingeben, dass es bei der Suchmaschinenoptimierung ausschließlich darum geht, gute Rankings zu erzielen. Wer in der SEO-Branche tätig ist und dies wirklich glaubt, sollte sich schleunigst a) eine neue Philosophie oder b) einen neuen Job zulegen. Denn nur weil es „Suchmaschinenoptimierung“ heißt, geht es nicht um die Optimierung für Suchmaschinen.

„Search Engine Optimization“ ist eigentlich eine hinreichend ungenaue Beschreibung dessen, was wir tagtäglich tun. Denn eigentlich sollte es „Search Experience Optimization“ heißen. SEOs optimieren Websites. Sie stellen sicher, dass eine Website gut benutzbar ist, dass die Inhalte stimmig und für den Nutzer optimiert sind und die Menschen, die auf die Website kommen, mit dieser in der besten möglichen Weise interagieren können. Als Nebenprodukt sorgen SEOs dafür, dass eine Website in den Suchergebnissen besser gefunden und häufiger geklickt wird.

Die Vorstellung, dass sich Suchmaschinenoptimierer hauptsächlich damit befassen, eine Website möglichst weit oben in den Suchergebnissen zu positionieren, kommt einem Mythos gleich. Und niemand, der sich ausschließlich mit Platzierungen und Keywords befasst, sollte sich ernsthaft SEO nennen.

Tipp: entwickelt eine eigene Philosophie, mit der ihr an eure Projekte herangeht. Prüft auch, was euch am wichtigsten ist. Sind es wirklich Platzierungen? Oder hat die Zufriedenheit des Kunden einen höheren Stellenwert? Denkt darüber nach, was am wichtigsten ist und setzt diese Philosophie konsequent um. Lebt diese Philosophie und steht für sie ein.

Mythos #7: Längerer Content ist gut für die Seite

Auslöser für diesen Mythos dürfte nicht zuletzt die letzte Studie der Rankingfaktoren gewesen sein, die das Unternehmen Searchmetrics veröffentlicht hat. Allerdings haben sich die SEOs, die diesen Mythos verbreitet haben, an dieser Stelle nur die grundsätzliche Aussage zu Herzen genommen und daraus eine Regel entwickelt. Diese Regel besagt, dass Content umso nützlicher ist, je länger er ist. Und das ist selbstverständlich nicht der Fall.

Auch andere Studien veröffentlichen gerne einmal die durchschnittliche Textlänge für die Seiten, die auf den Top-Positionen in den Suchergebnissen erscheinen. Doch wie so oft steckt hier der Teufel im Detail. Generell lässt sich keinesfalls feststellen, dass ein längerer Text besser ist als ein kürzerer. Oder möchtest Du hunderte von Worten lesen, wenn Du lediglich Tickets für ein bestimmtes Event buchen möchtest? Natürlich nicht.

Es kommt immer darauf an, von welcher Art von Website wir reden. Wollen wir informieren und ein Thema so gut wie möglich aufbereiten, benötigen wir selbstverständlich mehr Worte. Betreiben wir einen Onlineshop, benötigen wir vor allem Informationen betreffend die Produkte. Produktbeschreibungen, Kategorietexte und vielleicht noch die ein oder andere zusätzliche Information. Bei dieser Art der Website brauchen wir keinen Roman. Eine Kurzgeschichte reicht in den meisten Fällen vollkommen aus. Etwas anderes ist ein Blog. Hier werden Themen häufig umfassend behandelt, was automatisch auch zu längeren Texten führt. Allein dieser Artikel hat um die 4.000 Worte.

Schon aus diesem Grunde müssen SEOs aufpassen, wenn sie Content in Form von Paketen mit einer festgelegten Anzahl von Worten anbieten. Selbstverständlich ist dies nicht nur aus unternehmerischer Sicht sinnvoll. Feste Mengen und Größen lassen sich hervorragend planen und berechnen. Es ergibt jedoch keinen Sinn, tausende von Worten zu verfassen, wenn diese falsch verteilt werden. Onlineshops leben von Produkten und den dazu passenden Informationen. Die Startseite mit 2.000 Worten zu bestücken ist in den meisten Fällen verschenktes Potential. Stattdessen sollte auf informative Produktbeschreibungen geachtet werden. Informationen gehören einzig und allein dorthin, wo sie für den Nutzer Sinn ergeben.

Tipp: wenn ihr Content für eure Kunden erstellt, achtet genau auf den Charakter der Website und die Art, wie Menschen mit dieser Website interagieren. Wenig besuchte und unwichtige Unterseiten benötigen wenig Text, Informationsseiten und Produktbeschreibungen hingegen brauchen häufiger mehr Worte.

Mythos #8: Alles hängt von den Rankingfaktoren ab

Jede Branche besitzt heute eigene Rankingfaktoren

In der Suchmaschinenoptimierung gibt es eine magische Zahl: 200. Dies ist die Zahl der Rankingfaktoren, mit denen SEOs tagtäglich jonglieren. Google soll anhand dieser Zahl von Faktoren das Ranking jeder einzelnen Seite bestimmen. Und auch das ist eine Annahme, die weitestgehend ins Reich der Sagen und Legenden gehört.

Der wichtigste Punkt: niemand kennt die genaue Zahl der Rankingfaktoren und – vor allem – welche Faktoren dies genau sind. Es gibt keinen einzigen SEO, der von sich behaupten kann, jeden einzelnen Faktor zu kennen. Und das ist auch gar nicht notwendig, denn sich auf Faktoren und Algorithmen zu konzentrieren führt unweigerlich in eine falsche Richtung. Natürlich ist ein grundlegendes Wissen über die Funktionsweise von Suchmaschinen für jeden SEO unerlässlich, dennoch gehört der Fokus immer noch auf die Website gerichtet und nicht auf die Suchmaschine.

Hinzu kommt, dass es längst nicht mehr DIE Rankingfaktoren gibt. Mittlerweile hat jede Branche und jede Websitekategorie eigene Rankingfaktoren. Was für einen Onlineshop gilt, hat für eine Unternehmenspräsentation weitaus weniger Bedeutung. Die grundsätzlichen Kriterien mögen in diesem Fall die selben sein, doch berücksichtigen Suchmaschinen längst die besonderen Eigenschaften und Eigenheiten unterschiedlicher Websitetypen. 

Und weil das noch nicht reicht, werden Rankingfaktoren für einzelne Suchanfragen bestimmt. Das bedeutet, dass sich erst durch die Art der Suchanfrage eine konkrete Platzierung ergibt.

Tipp: konzentriert euch nicht so sehr darauf bestimmte Rankingfaktoren zu jagen und zu entschlüsseln. Überlasst das den Machern großer Studien. Fokussiert eure Arbeit auf die Websites eurer Kunden oder die Verbesserung eurer eigenen Websites. Tut das, was für eure Nutzer sinnvoll und nützlich ist und bietet den Besuchern der Websites das beste Erlebnis, welches ihr realisieren könnt. Dann werdet ihr mit euren Projekten erfolgreich sein.

Mythos #9: Es darf nur eine H1 auf jeder Seite geben

Jedes Dokument im Web hat einen Titel und – im besten Falle – eine Description. Und jedes Dokument hat gefälligst auch nur eine Hauptüberschrift zu haben. Alles andere ist böse, widerlich und schrecklich gemein. Jedenfalls könnte man auf diese Idee kommen, wenn man das wilde Treiben mancher SEOs beobachtet. Da werden Websites zerhackt, damit eine zweite oder dritte H1-Überschrift ausgemerzt wird. Templates werden in ihre Bestandteile zerlegt, um ja keine weitere Hauptüberschrift im Dokument vorkommen zu lassen. Und wozu das alles?

Mit der Einführung von HTML5 haben sich die Vorgaben für Überschriften in HTML-Dokumenten geändert

Wirklich absurd wird diese Anstrengung, wenn es sich um moderne HTML5-Websites handelt. Mit dem Aufkommen des neuen HTML-Standard änderten sich die Vorgaben. Während frühere Websites in der Tat lediglich eine Hauptüberschrift enthalten sollten, gilt dies für moderne Websites nicht mehr. Diese dürfen durchaus mehrere H1-Überschriften enthalten. Das ist genau dann der Fall, wenn diese Websites die modernen HTML5-Elemente wie „section“ und „article“ nutzen. Dann ist es nämlich nicht nur erlaubt, mehrere H1 zu verwenden. In manchen Situation kann es sogar sinnvoll sein. Die Regeln für Überschriften und SEO haben sich seit HTML5 geändert.

Der Content einer Website kann in den meisten Fällen in thematische oder sinnverwandte Abschnitte unterteilt werden. Lässt sich ein Stück des Inhalts aus dem Dokument herausnehmen und ergibt für sich allein immer noch einen Sinn, dann kann man diesem Stück Inhalt natürlich auch eine eigene H1 spendieren. Und das funktioniert eben auch noch innerhalb des Dokuments. Das Dokument selbst trägt eine Hauptüberschrift, jeder einzelne „article“ ebenfalls und auch das „section“-Element wird durch eine H1 eröffnet.

Tipp: für die Suchmaschine und auch für eure Nutzer spielt es keine große Rolle, ob ihr eine, zwei oder mehrere H1-Überschriften auf einer Seite verwendet. Solange ihr die Auszeichnung aller Teile einer Website verständlich und sinnvoll ausführt, solltet ihr keine unnötige Energie darauf verschwenden, überzählige Hauptüberschriften zu entfernen. Habt ihr alles andere erledigt, könnt ihr euch immer noch auf die Überschriften stürzen.

Mythos #10:  Höre immer darauf, was ein Top-SEO sagt

Wer sich etwas intensiver mit der SEO-Branche auseinandersetzt, wird schnell einige schillernde Persönlichkeiten identifizieren, die sich mit Fug und Recht als Top-SEOs bezeichnen dürfen. Diese Menschen bringen Erfahrung und eine ganze Menge Expertise mit, was zuweilen dazu führt, dass man die Worte heiligt, die sie sprechen oder schreiben. Jeder von uns ist geneigt den Aussagen dieser Menschen mehr Glauben zu schenken als anderen. Doch Informationen und Aussagen – vor allem in einer Branche wie dem Online-Marketing – einfach zu übernehmen und anstandslos dem eigenen Wissen hinzuzufügen ist generell keine gute Idee.

Dabei ist es vollkommen gleichgültig, ob eine Aussage von einem Star-SEO oder dem kleinen Marketing-Chef von nebenan kommt. Sie sollte in keinem Falle als letzte Wahrheit aufgefasst werden, ohne dass du zumindest einmal gründlich darüber nachdenkst. Hinterfrage auch Informationen, die Du in einschlägigen Foren und Blogs findest. Wenn Du etwas anders siehst, halte damit nicht hinterm Berg, sondern diskutiere Deine Meinung sachlich mit dem Autor eines Artikels. Eine gute Diskussion kann oftmals zu vollkommen neuen Erkenntnissen und Perspektiven führen. Suchmaschinenoptimierung ist nun einmal keine exakte Wissenschaft und niemand, der sich ernsthaft damit beschäftigt, hat die einzige Wahrheit für sich gepachtet. Und das gilt uneingeschränkt auch für diesen Blog.

Tipp: hinterfragt alles, was euch an Informationen begegnet und denkt gründlich über jede Aussage nach. Wenn ihr euch nicht sicher seid, dann testet und experimentiert. Findet für euch heraus, was funktioniert und was nicht. Baut euer Wissen und eure Erfahrung aus.

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